Ursprünglich von der Tageszeitung Junge Welt bei http://www.jungewelt.de/2013/07-13/001.php veröffentlicht
Sie engagieren sich mit vielen anderen Kanadiern in der Solidaritätsbewegung für Palästina – u. a. wurde das mit dringend benötigten Gütern beladene Schiff »Tahrir« nach Palästina geschickt. Können Sie kurz schildern, wie das ausgangen ist? / Among many other Canadiuans, you were involvedin
the solidarity movment for Palestine – this included the initiative of a much
needed ship laden with goods that was named the Tahrir, which was sent to
Palestine. Could you briefly describe what happened?
Originally
posted by die Tageszeitung Junge Welt at http://www.jungewelt.de/2013/07-13/001.php
Wochenendgespräch - 13.07.2013 / Weekend interview -
13.07.2013
Über die kanadische Solidaritätsbewegung mit Palästina und ihre Versuche, auf dem Seeweg hin zu kommen. Und darüber, daß einheimische Handwerker jetzt mit kanadischem Geld dort ein Schiff zum Warenexport umbauen. Gespräch mit David Heap
This interview is about the Canadian solidarity movement's work on Palestine and their attempts to reach Palestine by sea. And about the work local artisans that are now rebuilding a boat with Canadian money for the purpose of exporting goods. Interview with David Heap
Interview: Peter Wolter
David Heap ist Professor für Französisch und Linguistik an der Western University von Ontario, Kanada. Er ist aktiver Gewerkschafter und engagiert sich an führender Stelle in der kanadischen Solidaritätsbewegung mit Palästina.
David Heap is Professor of French and Linguistics at the University of Western Ontario, Canada. He is an active trade unionist and has committed himself to a leading role in the Canadian solidarity movement with Palestine.
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Im Jahre 2010 steuerte die erste Solidaritätsflotille Palästina an – die israelische Marine stoppte sie aber, dabei wurden auf der türkischen »Mavi Marmara« neun Menschen erschossen. Ein Jahr darauf haben Solidaritätsgruppen aus mehreren Ländern begonnen, eine zweite Flotille zu organisieren. Von Spenden, die wir in Kanada gesammelt hatten, kauften wir in Griechenland ein 25 Meter langes Schiff, das bislang im Inselverkehr eingesetzt worden war, und tauften es auf »Tahrir« - nach dem zentralen Platz in Kairo, auf dem die großen Demonstrationen stattfanden, die schließlich zum Sturz von Hosni Mubarak führten. Auf dem selben Platz fanden jetzt ja auch die Kundgebungen statt, die zur Absetzung seines Nachfolgers Mohammad Mursi führten.
Unsere »Tahrir« hatte eine internationale Besatzung, an Bord waren Australier, Dänen, Belgier,Türken. Das kanadische Fernsehen war anfangs dabei, Nahostkorrespondenten internationaler Medien, die russische Komsomolskaja Prawda, die israelische Haaretz, die deutsche junge Welt. Kapitän war ein Grieche, wir wollten von Hagios Nikolaos auf Kreta starten.
Während sich auch andere Schiffe in griechischen Häfen auf das Auslaufen Richtung Palästina vorbereiteten, setzte die israelische Regierung bei Griechenlands Ministerpräsident Georgios Papandreou durch, daß uns Auslaufverbot erteilt wurde – wider griechisches Recht übrigens. Zunächst versuchte es das Hafenamt auf die bürokratische Tour, indem es unsere Schiffspapiere beschlagnahmen wollte. Das verhinderten wir nicht nur, sondern beantworteten es auch mit einer internationalen Demonstration durch die Innenstadt zum Hafen. Wir haben der Hafenkapitänin mächtig eingeheizt. (1)
Danach kam das offizielle Auslaufverbot. Ein Boot der Küstenwache blockierte unsere Hafenausfahrt, an Land postierten sich Soldaten mit gezückten Maschinenpistolen. Da es bei anderen Schiffen Sabotageakte gegeben hatte, vermutlich vom israelischen Geheimdienst initiiert, ließen wir nachts Scheinwerfer ins Wasser, die das Unterwasserschiff beleuchteten. Die Besatzung eines großen französischen Katamarans, der neben uns lag, schaltete ebenfalls die Unterwasserscheinwerfer ein. Eine griechische Tauchergruppe kontrollierte stündlich unter Wasser, ob alles in Ordnung war.
Da wir nun sehr engmaschig bewacht waren, blieb uns nur die Möglichkeit, die griechischen Behörden auszutricksen. Unser Kapitän bekam formell die Kündigung – wir wollten nicht riskieren, daß ihm die griechischen Behörden das Patent entziehen. Bevor die Küstenwache sich versah, sprangen plötzlich die beiden Maschinen der »Tahrir« an, die Leinen wurden losgeworfen, und schon glitten wir aus dem Hafen. Zwei unserer Leute hatten das dadurch ermöglicht, daß sie mit Kajaks das mittlerweile an der Pier festgemachte Küstenwachboot am Ablegen hinderten.
Wir waren gerade vier Meilen auf See, als uns die Küstenwache am Wickel hatte, Soldaten enterten das Schiff, wir wurden in den Hafen zurückgebracht. (2) Die griechische Justiz hätte gerne jemanden gefunden, den sie wegen des illegalen Auslaufens verantwortlich machen konnte – ging aber nicht. Alle 40 Leute an Bord wurden von der Polizei vernommen, jeder einzelne sagte aus, er wisse auch nicht, wer beim Auslaufen im Ruderhaus oder im Maschinenraum war.
Wir verlegten die »Tahrir« einige Wochen später in die Türkei und machten am 2. November gemeinsam mit der irischen »Saoirse« von dort aus einen neuen Anlauf. (3) Als wir uns nach zwei Tagen Fahrt Palästina näherten, war plötzlich jeder elektronische Kontakt zur Außenwelt weg – die Satellitenverbindungen für Telefone und Internet waren abgebrochen. Es war uns klar, daß wir es bald mit der israelischen Marine zu tun bekommen würden.
In 2010, the first Solidarity Flotilla was headed for Palestine - the Israeli navy stopped it but, nine people on the Turkish boat called the "Mavi Marmara" were shot. A year later, solidarity groups from several countries began to organize a second flotilla. Using donations that we had collected in Canada, we bought a 25 meter Greek vessel that had previously been used in island transportation , and called it the " Tahrir " - based on the central square in Cairo, which was the site of large demonstrations that eventually led to the overthrow of Hosni Mubarak. It is the same place where rallies were held that led to the dismissal of his successor, Mohammad Mursi. Our " Tahrir " had an international crew on board consisting of Australians, Danes, Belgians, Turks. Canadian TV was there initially, as were representatives such as the Middle East correspondent of international media, the Russian Komsomolskaya Pravda, the Israeli Haaretz, and the Deutsche June Welt. The captain was Greek. The intention was to start from Aghios Nikolaos in Crete. While other ships prepared to leave towards Palestine in other Greek ports. The Israeli government, however, managed to prevent the granting of departure permits due to the continued pressure exercised with Greek Prime Minister George Papandreou. This action (the withholding of a departure permit) was contrary to Greek law by the way. The Port Authority's initial approach was bureaucratic in nature as they tried to confiscate the ship's papers. We not only prevented this, but also responded with an international demonstration through the city center to the harbor. We made things quite difficult for the Port Authority supervisor/captain. ( 1)
Then came the official ban on our departure. A coast guard ship blocked our exit from the port. On land soldiers were stationed with drawn machine guns. Since other ships had been sabotaged, very likely by Israeli intelligence, we lowered headlight into the water at night to illuminate the hull. The crew of a large French catamaran, which was next to us, also turned on their underwater lights. A group of Greek divers conducted an under water check up once every hour to ensure that everything was in order. Since we were now guarded very closely our only chance was to outwit the Greek authorities. Our captain was formally terminated - we did not want to risk that the Greek authorities would deprive him of his license. Before the Coast Guard knew it, suddenly the two engines of the " Tahrir " were turned on, the lines were cast off, and we slipped out of the harbor. This was made possible by two of our people who, using kayaks, ensured that the coast guard boat that had been moored beside the Tahrir would be unable to leave. We were four miles at sea when the Coast Guard shipt caught up to us. Soldiers boarded the ship and we were brought back to port. ( 2) The Greek justice system would have liked to find someone they could blame for illegal departure - but could not. All 40 people on board were questioned by the police and each testified that he also did not know who was at that time in charge of the wheelhouse or the engine room. We moved the " Tahrir " a few weeks later to Turkey and together with the Irish ship, the " Saoirse ", made a new start. (3) After two days of travel, we approached Palestine and suddenly found that every electronic contact with the outside world was gone - the satellite phones and Internet connection had been interrupted. It was clear to us that we would soon have to deal with the Israeli navy.
Das israelische Militär hat also die Satellitenverbindung gekappt? / Did the Israeli military cut off the satellite connection?
Ja. Für uns war das auch ein klarer Hinweis darauf, daß Israel nicht möchte, daß die Welt mitbekommt, was passiert – immerhin hatten wir auch dieses Mal wieder Journalisten an Bord. Als uns die griechische Küstenwache gekapert hatte, blieben wir die ganze Zeit online, die Journalisten an Bord konnten ungehindert live ihre Berichte absetzen. Den Soldaten war auch deutlich anzumerken, daß sie sich unbehaglich dabei fühlten, uns festhalten zu müssen.
Der letzte Standort der »Tahrir«, den wir per GPS bestimmt hatten, war etwa 45 bis 50 Seemeilen (eine Seemeile sind 1,852 km) vor der palästinensischen Küste, wir waren also in internationalen Gewässern. Plötzlich kamen drei große Kriegsschiffe auf uns zu, außerdem ein Schwarm von 16 bis 20 kleineren Booten, besetzt mit bis an die Zähne bewaffneten Soldaten.
Yes. For us it was a clear indication that Israel did not want the world to realizes what was happening - after all this time we had journalists on board again. When the Greek Coast Guard had captured us we were able to stay online the entire time. The journalists on board could continue their live reporting freely at that time. It was also clear that the soldiers felt uncomfortable with having to hold us. The final location of the 'Tahrir' (during the November 2011 attempt to reach Gaza), which we had determined by GPS, was about 45 to 50 nautical miles (one nautical mile is 1.852 kilometers) off the Palestinian coast. So we were in international waters. Suddenly three large warships approached, accompanied by a group of approximately 16-20 smaller boats, all manned by heavily armed soldiers.
Gab es Funkkontakt zu den Marineeinheiten? / There was radio contact with the naval units?
Ja, über Seefunk. Ein israelischer Offizier fragte nach unserem Ziel und Ehab Lotayef , eines unserer Vorstandsmitglieder, antwortete: »Unser Ziel ist das Gewissen der Menschheit.« Kurz darauf enterten uns zwei Dutzend schwer bewaffnete Soldaten – wobei sie genau wußten, daß wir einschließlich Kapitän nur 13 Leute waren, unbewaffnet und ohne jede Absicht, Widerstand zu leisten.
Der Kontakt zu dem irischen Boot war mittlerweile abgerissen, die Marine hatte es mit Wasserkanonen beschossen. Da die gesamte Elektrizität ausgefallen war, hatte es auch keinen Seefunkkontakt mehr.
Als die Soldaten uns überfielen, stand ich mit dem Kapitän und Ehab gemeinsam auf der Brücke. Sie befahlen mir, fünf Meter zurückzutreten – was ich nicht tat, weil ich sonst ins Wasser gefallen wäre. Daraufhin wurde ich mit einem Taser beschossen, einer Elektroschockpistole.
Die Soldaten übernahmen die Kontrolle des Schiffes, sie durchsuchten alle Räume und erklärten uns dann, sie hätten weder Waffen gefunden noch sonstige verbotene Gegenstände. Und sie kündigten an, das Schiff in den israelischen Hafen Ashdot zu bringen – der natürlich nie unser Ziel war.
Yes, via marine radio. An Israeli officer asked for our destination and Ehab Lotayef, one of our board members, said, "Our goal is the conscience of mankind" Shortly after we boarded two dozen heavily armed soldiers - who knew very well that we were only 13 unarmed people (including captain) that had no intention to resist. Contact with the Irish boat was also interrupted and the Navy had bombarded it with water cannons. Since the electricity had failed, contact was no longer possible. When the soldiers attacked us, I was together with the captain and Ehab on the bridge. They ordered me to draw back by five meters - which I did not because I would have otherwise fallen into water. Then I was shot with a Taser, a stun gun. The soldiers took control of the ship, they searched all the rooms and then told us that they had found no weapons or other prohibited items. And they announced that they would bring the ship into the Israeli port of Ashdod - which was never our intended destination, of course.
Wie wurden Sie von den israelischen Behörden behandelt? / How were you treated by the Israeli authorities?
Das war schon merkwürdig, als die Soldaten das Schiff nach Ashdot überführten, schliefen alle ein, die uns bewachten. Bis auf einen, der zwischendurch immer wieder aufschreckte, wobei er die Maschinenpistole auf uns gerichtet hielt. Wir baten dringend darum, man möge einen Bewacher schicken, der ausgeschlafen ist.
In Ashdot sollten wir dann den Einwanderungsbehörden übergeben werden. Wir weigerten uns jedoch den Boden eines Staates zu betreten, in den wir gar nicht reisen wollten, leisteten also passiven Widerstand. Daraufhin wurden die Soldaten gewalttätig: Ehab wurde vom Schiff gestoßen, wir anderen wurden heruntergetragen. Außer eine Menge blauer Flecken haben wir jedoch keine Verletzungen davongetragen.
Völkerrechtlich gesehen, war es Staatspiraterei, was die israelische Marine da gemacht hat. Uns war aber auch klar, daß wir viel milder behandelt wurden, als es die Israelis gemeinhin mit Palästinensern machen.
This was strange, as the soldiers transferred the ship to Ashdod, all who guarded us fell asleep. Except for one, who got startled every now and again and then held his machine gun aimed directly at us. We strongly requested that a guard would be assigned to us who was well rested. In Ashdod, we were supposed to be handed over to the immigration authorities. However, we refused to enter a country to which we did not intend to travel, thus exercising passive resistance. Then the soldiers became violent: Ehab was pushed from the ship, the rest of us were carried down. However, with the exception of a lot of bruises we did not suffer any injuries. According to international law, the Israeli navy had been complicit in state piracy due to their actions. But we also knew that we were treated much milder than the Israelis commonly with Palestinians.
Sie mußten auch Verhöre über sich ergehen lassen? / You were also subjected to interrogations?
Zunächst wurden wir einzeln von der Einwanderungsbehörde vernommen, dann von der Sicherheitspolizei. Mittlerweile war auch die ebenfalls festgenommene irische Delegation in Ashdot eingetroffen, gemeinsam wurden wir in ein Gefängnis gebracht.
Besatzungen früherer Solidaritätsschiffe waren von den Israelis zum Teil schon nach 24 Stunden abgeschoben worden. Uns versuchte man dadurch einzuschüchtern, daß wir mit zwei Wochen oder gar zwei Monaten Haft bedroht wurden und damit, daß wir unseren Rückflug selber zahlen müssen. Wir bekamen immer wieder unterschiedliche und widersprüchliche Äußerungen zu hören. Das einzige, was man verallgemeinernd dazu sagen kann, ist, daß alles gelogen war.
Die sechs Tage im Gefängnis waren für uns alle so etwas wie eine Schule in praktischer Solidarität, wir haben viel von den Iren gelernt.
Initially we were individually questioned by the immigration authorities. This was followed by questioning by the security police. Meanwhile, the Irish delegation that had also been arrested arrived in Ashdod. Together we were taken to a prison. Crews of previous solidarity ships had been deported by the Israelis in part after 24 hours. But they tried to intimidate us by threatening to imprision us for two weeks or two months imprisonment and by threatening that we would have to pay our flight ourselves. We continuously had to listen to different and conflicting statements. The only thing that could generally be said here is that everything was a lie. The six days in jail were for all of us something like a school of practical solidarity, we have learned a lot from the Irish.
Und dann wurden Sie abgeschoben? / And then you were deported?
Ich wurde in einer Maschine der israelischen El-Al nach Kanada geflogen. Zuvor wurde mir mitgeteilt, daß El-Al nicht einfach nur eine Fluglinie ist, sondern ein Teil des Staatsapparates. Und so ist es auch: Wir kamen uns an Bord wie Gefangene vor, die Besatzung hat uns nach der Landung in Toronto auch nicht einfach gehen lassen, sondern den kanadischen Einwanderungsbehörden übergeben.
I was flown to Canada in a plane by the Israeli airline El Al. Previously, I was told that El Al is not just simply an airline, but a part of the state apparatus. And so it was: We came on board feeling like prisoners. In fact, the crew did not allow us to leave after landing in Toronto, but instead handed over to the Canadian immigration authorities.
Wie sind Sie an Bord des Flugzeugs behandelt worden? / How were you treated on board the aircraft?
Viel habe ich nicht mitbekommen, ich bin sofort eingeschlafen. Jedenfalls hatte die Kabinen-Crew dafür gesorgt, daß wir so wenig Kontakt wie möglich mit anderen Passagieren hatten, uns wurden Plätze ganz hinten zugewiesen. Ehab erzählte mir, er habe gehört, wie Passagiere mit Blick auf uns untereinander tuschelten: Hoffentlich berühren deren dreckige Koffer nicht unser Gepäck ...
Wir waren jedenfalls wieder in Kanada, waren sechs Tage lang von der Welt abgeschnitten. Dann hörten wir die Nachricht des Tages: Per Zufall war eine private Unterhaltung zwischen Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und US-Präsident Barack Obama aufgezeichnet worden. Sie unterhielten sich u. a. über Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und nannten ihn einen »Lügner«. Das hat unsere eigenen Erfahrungen mit Israel nur noch bestätigt.
I did not notice much as I fell asleep immediately. However, the cabin crew ensured that we had as little contact as possible with the other passengers by assigning seats in the back of the plane. Ehab told me that he had heard how passengers facing us were whispering among themselves: 'Hopefully their dirty suitcase not touch our luggage'... But after six days of being cut off from the world we were back in Canada. Then we heard the news of the day: Per coincidence a private conversation between French President Nicolas Sarkozy and U.S. President Barack Obama had been recorded. They talked among other things about Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu and had called him a "liar." Our own experiences with Israel only confirmed this.
Die Strategie der Solidaritätsbewegung, die Blockade Palästinas von See her zu durchbrechen, ist ja nun gescheitert. Sie haben jetzt die Strategie geändert – Sie wollen sie von innen her brechen… / The strategy of breaking the blockade on Palestine via the sea by the Solidarity movement has now failed. You have now changed your strategy - You want to break it down from the inside...
Im Jahre 2008 ist es immerhin fünf Solidaritätschiffen gelungen, Gaza anzulaufen.
Diese Aktionsform hat sich als wenig effektiv erwiesen, sie hat weder etwas an der Blockade Palästinas geändert, noch daran, daß die kanadische Regierung Israel unterstützt. Sie hat aber doch dazu beigetragen, daß – in unserem Fall zumindest– viele kanadische und irische Bürger durch die Medienberichterstattung auf das Palästina-Problem aufmerksam wurden. Das war auch im vergangenen Jahr mit dem skandinavischen Dreimastschoner »Estelle« der Fall, der unter finnischer Flagge in Nordeuropa nach Palästina segelte. Auf dem Wege dorthin lief das Schiff zahlreiche Häfen an, wo die Besatzung über den Zweck der Reise informierte.
Letztlich kommt es uns darauf an, die Herzen und Sinne der Menschen zu erreichen, um die Solidaritätsbewegung mit Palästina zu stärken. Und wir gehen davon aus, daß sich die beteiligten Regierungen dem nicht entziehen können. Von einem Strategiewechsel will ich daher nicht reden, wir wollen noch immer das Gewissen der Welt mit dieser Blockade konfrontieren.
Es ist eher ein »Wechsel der Taktik«, er ist das Ergebnis verschiedener Überlegungen, die wir nicht nur in Kanada selbst, sondern auch mit unseren ausländischen Partnern diskutiert haben. Wir machen es dieses Mal umgekehrt: Wir wollen die Blockade von Gaza aus durchbrechen. Dazu haben wir dort ein altes Fischerboot erworben, das wie viele andere seit Jahren unbenutzt im Hafen liegt. Es hat etwa das Format der »Tahrir«, ist also 25 m lang. (4) Dieses Boot wird von einheimischen Handwerkern umgebaut, die wir bezahlen. Sie werden von Freiwilligen aus der Solidaritätsbewegung angeleitet – von einem Ingenieur und einem Fachmann, der die »Estelle« in Finnland mit ausgebaut hatte. Bevor das Boot auslaufen kann, werden wir also einige Arbeitsmöglichkeiten für die Einheimischen geschaffen haben. Unser Plan ist, landwirtschaftliche und handwerkliche Produkte auszuführen, wobei wir an den Handel anknüpfen, wie er vor der Blockade üblich war. Dazu muß man natürlich wissen, daß auch keine Ersatzteile mehr ins Land kamen, so daß ein großer Teil der palästinensischen Wirtschaft brach liegt.
Die Menschen in Gaza brauchen keine humanitäre Hilfe, sondern Bewegungsfreiheit, um die Wirtschaft selbst in Schwung bringen und souverän leben zu können. Wenn wir von Gaza aus in See stechen, ist es doch auch sonnenklar, daß wir alles andere als eine Bedrohung für Israel sind. Wir demonstrieren damit für das Recht der Palästinenser auf ein normales Leben.
Von der »Estelle« haben wir gelernt, wie wichtig eine lange Vorbereitungszeit ist. Es hat sich für die Öffentlichkeitsarbeit als sehr effektiv erwiesen, vorher viele Häfen anzulaufen. Das werden wir natürlich kopieren können – aber mit unserem Projekt haben wir durchaus die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Medien zu gewinnen.
In 2008, five solidarity ships managed to reach Gaza. This form of action has not proven itself to be very effective. It has not changed anything regarding the blockade of Palestine, nor has it changed the manner in which the Canadian government supports Israel. But it has helped - in our case at least, to raise awareness of the Palestine problem with many Canadian and Irish citizens by means of media coverage . This was also the case last year when the Scandinavian three-masted schooner " Estelle " sailed under the flag of Finland in northern Europe to Palestine. On the way the ship docked in numerous ports, where the crew raised awareness about the purpose of the trip. Ultimately, it is important to reach the hearts and minds of the people, to strengthen the solidarity movement with Palestine. And we assume that the governments that are involved will be unable to ignore this. I will at this point not address a change in strategy. We still want to appeal to the conscience of the world in regard to this blockade. It's more of a " change of tactics ", it is the result of various considerations that we have discussed not only in Canada , but also with our foreign partners. But this time our approach is reversed: We want to break the blockade of Gaza . We have acquired an old fishing boat, which has like many others remained unused in harbour for many years. It is approximately the same size as the " Tahrir ," approximately 25 m in length. ( 4) We are paying local craftsment to rebuild this boat. They are guided by volunteers from the Solidarity movement - one of them being an engineer and a professional who was part of the refurbishment of the " Estelle " in Finland. Before the boat can leave port, we will have created some job opportunities for the locals. Our plan is to export agricultural and handicraft products, which will represent a continuation of the trade that was customary before the blockade. You must also know that at present spare parts can’t be imported into the country. This of course leads to a disintegration of a large part of the Palestinian economy, of course . The people of Gaza need no humanitarian aid, but freedom of movement to get the economy going and even to live a normal life. When we set out to sea from Gaza it will be perfectly clear that we are far from being a threat to Israel. We are demonstrating for the right of Palestinians to live a normal life . From the " Estelle " we have learned how important a long preparatory period is. It has proven to be very important for public relations purposes, to call into many ports. It is an approach that we can of course can copy in the future - but with our project, we certainly have the ability to attract the attention of the media.
Hat das Boot schon einen Namen und gibt es einen Plan, wann es auslaufen soll? / Does the boat have a name and is there a plan set for the boat's departure from port?
Es heißt »ad-Dahoul« und ist noch unter dem Namen des Vorbesitzers registriert. Wenn die Dokumente umgeschrieben sind, bekommt es auch einen neuen Namen. Wie alle dieser Fahrzeuge aus der Küstenfischerei hat es keine international gültigen Papiere, die müssen wir auch noch besorgen, wenn es so weit ist. Unser Ingenieur hat einen Arbeitsplan erstellt, demnach müßten alle technischen Umbauten in einigen Monaten erledigt sein, möglicherweise schon im September. Ob wir dann auch wirklich in See stechen können, werden wir sehen, es hängt auch vom Wetter ab. Und wir wollen die 40 bis 50 Tonnen Fracht, die wir laden wollen, vorher an Abnehmer im Ausland verkauft haben.
It's called "ad-Dahoul" and is still registered under the name of the previous owner. When the documents are signed the boat will be renamed. Like all of these coastal fishing vessels, our boat currently does not have internationally accepted papers. We still have to acquire these when it is time. Our engineer has created a work plan which indicates that the work has to be completed in a few months, possibly already in September. And our departure will also be weather dependent. In addition we also want to load 40 to 50 tons of cargo on board, that will have been sold to customers from abroad.
Solidarität mit Palästina wird in Deutschland gerne als Antisemitismus dargestellt. Wie gehen Sie damit in Kanada um? / In Germany, solidarity with Palestine is often portrayed as anti-Semitism. How do you deal with this in Canada?
Solche Anwürfe kennen wir zur Genüge, vor allem von der vorbehaltlos pro-israelischen Regierung Kanadas. Die meisten Mainstream-Medien schließen sich natürlich an. Für mich sind diese Beleidigungen aber im Grunde nur Akte der Verzweiflung – sie haben keine besseren Argumente.
Und jetzt zu den Tatsachen: Schon die »Tahrir« wurde von vielen jüdischen Vereinigungen in Kanada mitfinanziert, eingetragene Besitzerin ist die Jüdin Sarah Rush. Es waren Christen diverser Konfessionen an Bord, ein Imam, mehrere andere Moslems, Atheisten – und das aus vielen Ländern. Mit der Hamas, die in Gaza regiert, haben wir genau so viel und genau so wenig zu tun wie mit Behörden in jedem anderen Land. In Griechenland mußten wir mit den griechischen Hafenämtern verhandeln, und in Gaza müssen wir eben mit den dortigen Behörden reden. Abgesehen davon – wir sind so etwas wie eine Graswurzelbewegung, mit Bürokratie wollen wir nichts zu tun haben.
We are very familiar with such accusations, especially from the unconditionally pro-Israeli government of Canada. Of course, most mainstream media follow suit. For me these insults are basically just acts of desperation - they have no better arguments. But let me address the facts: Even the "Tahrir" was co-financed by many Jewish organizations in Canada, and the registered owner was Sarah Rush who is Jewish. There were Christians of various denominations on board, an Imam, several Muslims, atheists - these were individuals fom many countries. We have just as much and just as little to do with Hamas, who govern Gaza, as we do with the authorities of any other country. In Greece we had to negotiate with the Greek port authorities, and in Gaza, we'll have to talk with the authorities there. Apart from that - we are something like a grass roots movement and want nothing to do with bureaucracy.
Was halten Sie vom US-Präsidenten Barack Obama? Er hat kürzlich Deutschland besucht und ist jetzt wegen der Abhöraffäre des Geheimdienstes NSA in heftige Kritik geraten. / What do you think of US President Barak Obama? He recently visited Germany and is now subject to heavy criticism due to the NSA wiretapping scandal.
Ich halte mich gerne an die Regel, meine Erwartungen möglichst niedrig anzusetzen, dann habe ich gute Aussichten, mir Enttäuschungen zu ersparen. Deswegen habe ich auch nicht die geringste Hoffnung auf konkrete Schritte Obamas – er wird weder etwas an Guantánamo ändern, noch die Drohnen-Angriffe einstellen. Es wird auch bei der bisherigen Unterstützung Israels bleiben.
As a rule I set my expectations as low as is possible, which improves the prospects of sparing me disappointment. That is why I don't have the slightest hope of concrete steps by Obama. He will not change anything in Guantanamo, no will he stop the drone attacks. He will also maintain the US's status quo of supporting Israel.
Wie steht die kanadische Bürgerrechtsbewegung zu Obama? / What is the position of the Canadian civil rights movement in regard to Obama?
Wir alle sind sehr enttäuscht von ihm. Sein Versprechen, Guantánamo zu schließen, hat er nicht gehalten, die in Aussicht gestellte Änderung der Nahostpolitik hat es nicht gegeben. Die USA spionieren die ganze Welt aus und schicken weiter ihre Drohnen los, um in anderen Ländern ohne jedes Gerichtsurteil Menschen zu töten.
We are all very disappointed in him. He did not keep his promise to close Guantanamo. He also did not follow through on the potential prospect of changes in the Middle East policy. The US spy on the entire world and send their drones going to kill in other countries without any form of court rulings.
Dolmetscherin / Interpreter: Gisela Siebourg
(Text translated into English by Soha Kneen)